„Nachhaltiges Verhalten ist notwendig.“
Immer mehr Anleger wollen mit ihrem Geld etwas Gutes bewirken. Deshalb ist der Nachhaltigkeitsfonds Wertstrategie 50 der BW-Bank so angesagt. Wir fragen die Berater des Fonds, Clemens Gomeringer und Michael Huesmann, worauf es bei ihrer Arbeit ankommt.
Im Interview: unsere Experten für nachhaltige Investments
Clemens Gomeringer, Dipl.-Math. oec.
Vermögensverwalter, BW-Bank
Fokus: Wertstrategiemandate und festverzinsliche Wertpapiere.
Wirtschaftsmathematiker Clemens Gomeringer arbeitet als Vermögensverwalter für die BW-Bank. Schwerpunkte seiner Aufgaben sind Wertstrategiemandate und festverzinsliche Wertpapiere.
Michael Huesmann, CFA
Senior Portfoliomanager, BW-Bank
Fokus: gemischte Mandate, Wertstrategien und Nachhaltigkeit
Finanzanalyst Michael Huesmann konzentriert sich als Senior Portfoliomanager der BW-Bank auf gemischte Mandate, Wertstrategien und Nachhaltigkeit.
Steigt die Nachfrage nach nachhaltigen Fonds?
Clemens Gomeringer: In der Vermögensverwaltung sehen wir diesen Trend bereits seit Jahren, getrieben vor allem von institutionellen Anlegern wie Kirchen und Stiftungen. In den vergangenen fünf Jahren hat sich das Volumen der nachhaltig bei der BW-Bank Vermögensverwaltung angelegten Gelder verfünffacht – auf über 1 Mrd. Euro.
Michael Huesmann: Jetzt ist diese Debatte in der Mitte der Gesellschaft angekommen. Jeder ist sich bewusst, wie notwendig nachhaltiges Verhalten ist – und dass jeder bei sich selbst anfangen muss. Das beginnt schon bei der Frage, ob ich zum normalen oder zum Biohähnchen greife. Da geht nachhaltiges Verhalten ins Geld.
Gomeringer: Bei nachhaltigen Anlagen ist das zum Glück anders. Wenn Studien die Performance von nachhaltigen und nichtnachhaltigen Portfolios vergleichen, kommen alle zum selben Schluss: Es gibt kaum einen Unterschied, also keinen Performance-Nachteil für nachhaltige Unternehmen.
Huesmann: Es ist eher umgekehrt: Nachhaltig wirtschaftende Unternehmen sind langfristig erfolgreicher. Das sieht auch der Markt so. Wer fortschrittlich agiert, wird mit einer Bewertungsprämie belohnt. Wer nicht nachhaltig unterwegs ist, wird vom Markt bestraft.
Wie wählen Sie nachhaltige Unternehmen für Ihren Fonds aus?
Gomeringer: Wir halten uns beim Nachhaltigkeitsfonds Wertstrategie 50 an zwei Kriterien. Das erste Kriterium ist der Ausschluss von ethisch kontroversen Geschäftsfeldern und -praktiken. Beispielsweise sind Investments in Waffen ausgeschlossen, bei Tabak und Spirituosen ist dies ebenso. Auch fossile Brennstoffe – Erdöl, Erdgas und Kohle – haben im Fonds nichts zu suchen. Ausgeschlossen sind auch Unternehmen, die Menschenrechte missachten oder – das kommt relativ häufig vor – der Korruption überführt werden.
Huesmann: Das zweite Kriterium sind die UN17-Ziele. Je besser die Unternehmen die Ziele erreichen, desto höher ist ihr Scoring in unserem Anlageuniversum. Die schlechtesten 25 Prozent aller Werte fallen raus und sind somit für den Fonds nicht investierbar.
Gomeringer: Aus allen nachhaltig agierenden Unternehmen stellen wir ein robustes und breit diversifiziertes Portfolio zusammen. Wir setzen im Moment vor allem auf die Branchen Technologie, Gesundheitswesen und Telekommunikation. Sind dabei zwei Unternehmen ungefähr gleich attraktiv, fällt unsere Wahl immer auf das nachhaltigere.
Wie können Sie sicher sein, dass die Unternehmen tatsächlich nachhaltig wirtschaften?
Huesmann: Der Begriff „Nachhaltigkeit“ ist nicht geschützt, deshalb versteht jeder etwas anderes darunter. Wir halten uns an einen renommierten spezialisierten Dienstleister, der inhaltlich unterfüttert, wie Unternehmen die 17 Ziele der Vereinten Nationen unterstützen und fördern. Dieser Input überzeugt durch einen hohen Qualitätsstandard.
Gomeringer: Der Dienstleister schickt uns monatlich ein aktualisiertes Anlageuniversum möglicher Titel für das Portfolio. Geht daraus hervor, dass ein Unternehmen nicht mehr unseren Ansprüchen genügt, empfehlen wir den Verkauf. Dies ist auch der Fall, wenn die Aussichten eines nachhaltigen Unternehmens erkennbar schlecht sind. Taucht ein neues Unternehmen auf dem Radar auf, wird von uns geprüft, ob es das Portfolio bereichert.
Sie beschäftigen sich beruflich ständig mit Nachhaltigkeit. Leben Sie seitdem nachhaltiger?
Gomeringer: Womit wir wieder beim Biohähnchen wären: Das kaufen wir beim Biobauern um die Ecke, wie fast alles an Lebensmitteln. Im Supermarkt finden Sie mich selten.
Huesmann: Woher kommen die Lebensmittel, die wir essen, und die Textilien, die wir tragen? Muss ich im Auto zur Arbeit fahren? Nein, muss ich nicht. Das Bewusstsein wächst, durch eigenes Handeln etwas zum Positiven zu verändern. Und wenn es damit losgeht, Abfall zu vermeiden.
Na, dann Hand aufs Herz: Wann haben Sie zum letzten Mal einen „Coffee to go“ geordert?
Huesmann: Das ist bei mir schon mehr als zwölf Monate her.
Gomeringer: Coffee to go? Noch nie, und das wird sich auch nicht ändern.
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