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„Jetzt werden die Weichen für die Zukunft gestellt.“

Nachhaltigkeit im strategischen Dialog

„Jetzt werden die Weichen für die Zukunft gestellt.“

Nachhaltigkeit im strategischen Dialog

Alle Unternehmen müssen verstärkt nachhaltige Aspekte beim Wirtschaften beachten. Wie die BW-Bank sie dabei unterstützt, erzählt Oliver Spagen, Bereichsleiter Geschäftskunden und Freie Berufe bei der BW-Bank.

 „Nur wer nachhaltig wirtschaftet, wird langfristig überleben“: Kommt diese Botschaft an bei Ihren mittelständischen Kunden?

Oliver Spagen: Die Botschaft kommt an, wird allerdings oft überlagert von scheinbar drängenderen Sorgen. Wie kommen wir an Fachkräfte? Wie stabilisieren wir unsere Lieferketten? Wie gehen wir mit den steigenden Energiepreisen um? Wie sicher sind unsere Daten vor Cyberangriffen? Solche Fragen bestimmen den Alltag unserer Geschäftskunden.

Nachhaltigkeit ist zwar wichtig, aber nicht dringend. Stimmt das denn?

Spagen: Ehrlich gesagt: nein. Wir leben in einer Zeit starker Veränderungen. Wenig bleibt, wie es ist. Davon auszugehen, dass der Status quo stabil bleiben wird, wäre riskant. Wann, wenn nicht jetzt, sollten die Weichen für eine erfolgreiche Zukunft gestellt werden? Langfristiger, abgesicherter und damit dauerhafter Erfolg wird entscheidender als jemals zuvor davon abhängen, wie Unternehmen Nachhaltigkeitsaspekte in ihre strategische Ausrichtung integrieren.

Was können Unternehmen schon heute machen, um die Weichen so zu stellen, dass sie nachhaltig wirtschaften?

Spagen: Es geht ja nicht darum, gleich das gesamte Geschäftsmodell in Frage zu stellen, allerdings sollten einzelne Punkte reflektiert und neu bewertet werden. Es sind Fragen wie: Kann Energie eingespart oder sogar selbst regenerativ erzeugt werden? Wie bereite ich mich auf den demografischen Wandel vor? Wie begegne ich dem Wettbewerb um Facharbeiter? Wie gehe ich mit dem Phänomen „Homeoffice“ um? Damit könnte es schon losgehen.

Unsere Erfahrungen zeigen: Sobald sich Unternehmen mit solchen Fragen beschäftigen, entstehen Ansätze für eine verbesserte und zukunftsfähige Ausrichtung. Die anschließende Umsetzung erfolgt im Mittelstand meist sehr schnell und zielgerichtet. Wir beobachten, dass oftmals die eigene Produkt- oder Dienstleistungspalette auf Nachhaltigkeitsaspekte überprüft wird. Auch das eröffnet neue und langfristig chancenreiche Betätigungsfelder. So bietet Nachhaltigkeit die Chance, Geschäftsmodelle resilient, also widerstandsfähig, und innovativ weiterzuentwickeln. Damit einhergehend verbessert sich die Zukunftsfähigkeit unserer Kunden – das wollen wir als Hausbank unterstützen!

Um diese Chancen zu nutzen, müssen die Unternehmen sich mehr oder minder neu erfinden. Ist das nicht ein bisschen zu viel verlangt?

Spagen: „Neu erfinden“ ist zu extrem formuliert. Jedes Unternehmen sollte sich fragen, was es unter den veränderten Rahmenbedingungen der Zeitenwende erreichen will – und sich entsprechend ausrichten. Einige werden Chancen erkennen und wachsen wollen, andere werden sich weiter als Spezialanbieter in der Nische positionieren. Und natürlich gibt es bereits jetzt auch einige Mittelständler, die über eine Exit-Strategie nachdenken – was ebenfalls völlig legitim ist.

Wenn ich Sie richtig verstehe: Die BW-Bank sieht sich als Sparringspartner für die Transformation der Geschäftskunden hin zum nachhaltigen Wirtschaften?

Spagen: Auf jeden Fall. Der Begriff „Sparringspartner“ passt schon ganz gut – der Begriff „Strategischer Partner“ ist mir noch lieber. Denn wir wollen mehr sein als ein Sparringspartner bei einem Themengebiet, auch mehr als ein reiner Finanzpartner, der sich lediglich auf Produktangebote für unsere Kunden beschränkt. Als Bank schauen wir seit vielen Jahren darauf, wie nachhaltig und damit zukunftsfähig das jeweilige Geschäftsmodell ist. Damit sind wir mit unseren Kunden im strategischen Dialog. Zugleich achten wir darauf, wie das Management-Team in den jeweiligen Unternehmen mit den strategischen Herausforderungen umgeht. Innovationen und Weiterentwicklungen fallen ja nicht vom Himmel und lassen sich selten mal so nebenbei bewerkstelligen. Dafür braucht es den Blick über den eigenen Tellerrand auf die Branche und über die Branche hinaus. Hierzu ist viel Austausch in den entsprechenden Netzwerken notwendig. Das ist aufwändig – aber dieser Aufwand lohnt sich.

Nun haben nicht alle Mittelständler adäquate Netzwerke, in denen sie sich austauschen und anregen lassen können. Kann die BW-Bank hier helfen?

Spagen: Tatsächlich sehen wir uns nicht nur als Finanz-, sondern auch als Informations-Intermediär: Wir wissen nicht alles – aber wir wissen oftmals, wer es wissen könnte. Das Ermöglichen und Einrichten von Expertenrunden ist derzeit ein Thema, an dem wir mit Hochdruck arbeiten. Unsere Geschäftskundenberater bauen diese Netzwerke gerade auf. Dabei denken wir uns immer in den Kunden hinein: Was beschäftigt das Unternehmen gerade? Was könnte es an Chancen geben, wo könnte es ansetzen? So liefern wir Denkanstöße.

Wie gehen Sie mit Geschäftskunden um, die keine Denkanstöße wollen und die Nachhaltigkeit als ressourcenfressendes Bürokratiemonster ablehnen?

Spagen: Viele unserer Geschäftskunden fühlen sich zunehmend reguliert, das stimmt. Was uns allerdings ebenso auffällt: Es gibt nur sehr wenige Unternehmen, die mit Nachhaltigkeit gar nichts anfangen können – oder wollen. Wenn wir auf ablehnende Haltungen stoßen, dann geht es weniger um das Thema Nachhaltigkeit selbst, als um die wuchernde Regulatorik drum herum und um die sowieso schon erstickende Bürokratie, mit der Unternehmen zu kämpfen haben. Nachhaltigkeit ist da meist nur ein Tropfen in einem randvollen Bürokratie-Fass.

Dieses Fass füllt sich weiter, schließlich wächst ja die Zahl der gesetzlichen Vorgaben fast monatlich …

Spagen: Auch deshalb reden wir jetzt verstärkt mit unseren Geschäftskunden über die Chancen der Nachhaltigkeit und wie Belastungen möglichst effizient bewältigt werden können. Wir wollen verhindern, dass unsere Kunden nur die negativen Aspekte erreichen und Unternehmen beispielsweise von einer herausfordernden und verpflichtenden Nachhaltigkeitsregulatorik kalt erwischt werden.

… etwa, indem sie sich ein ESG-Rating zulegen?

Spagen: Grundsätzlich ist ein Rating ja nichts  Schlechtes – im Gegenteil. Es schafft Orientierung und bewertet eine Gruppe nach einheitlichen Kriterien. Ein ESG-Rating gibt den Unternehmen ein Feedback, in welchen Bereichen sie bereits gut sind und wo sie sich verstärkt engagieren sollten. An vielen Stellschrauben wird sich leicht drehen lassen, andere benötigen mehr Engagement. Aber: So ein ESG-Rating sollte für mittelständische Unternehmen eine freiwillige Komponente bleiben. Zum einen, weil Unternehmen auch ohne Rating nachhaltiger agieren können. Zum anderen, weil bei einem Zwang zu einem ESG-Rating gegebenenfalls noch mehr Bürokratie auf die Unternehmen zukommen könnte. Es wäre schlimm, wenn deshalb Offenheit in Ablehnung umschlägt. Damit die Transformation hin zu einer nachhaltigen Wirtschaft gelingt, brauchen wir aufgeschlossene Unternehmen, die Chancen sehen – und ergreifen.

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